Die Kirche wurde in einer einstmals weiten Heidelandschaft auf einer kahlen Anhöhe erbaut, nördlich vom Dorfe Viöl. Sie wurde dem heiligen Christophorus geweiht, vielleicht im Hinblick auf den Übergang über die Arlau. Das Tal der Arlau war hier durch eine Furt passierbar. Nach der Legende hatte Christophorus das Christuskind auf seinen Schultern durch tiefes Wasser getragen und sich dann von ihm taufen lassen. 

Baugeschichte:
Ab etwa 1150 wurden die heute noch bestehenden Feldsteinkirchen Olderup, Drelsdorf, Joldelund, Bordelum und Viöl errichtet durch den Einfluss von Christen aus Skandinavien. 

Neben dem Bau aus unbehauenen Feldsteinen entwickelte sich im Laufe des 12. Jahrhunderts in Jütland und im Landesteil Schleswig der Granitquaderbau. Das Behauen der Felsblöcke erforderte enorme Anstrengung und vorzügliches Werkzeug. Doch gegen Ende des Jahrhunderts setzte sich ein neuer Baustoff durch, der Backstein. Bereits in Feldstein- oder Quaderbauweise begonnene Kirchen wurden nun mit Ziegeln vollendet, erweitert oder ausgebessert. Insbesondere die Herstellung konstruktiv schwieriger Teile, wie Fenster- und Türbögen, wurde durch die Backsteinbauweise erleichtert. So auch in Viöl. 

Am Gesamtbauwerk lassen sich folgende Bauabschnitte nachweisen: Die Feldsteinkirche um 1100, Backsteinschiff und Chor um 1200, das Karnhaus um 1300 und um 1450 der Westturm. Das Schiff ist romanisch, das Karnhaus und der Turm sind gotisch. 

Im Tympanon der Südertür findet sich das aus einem großen Granitfindling herausgehauene Kreuz. Es hat großen Seltenheitswert und dürfte die einzige romanische Granitplastik dieser Art weit über Nordfriesland hinaus sein. 

Karnhaus:
An den Chor der Viöler Kirche wurde um 1300 das Karnhaus im gotischen Stil angebaut. 

In katholischer Zeit standen im Karnhaus die Büßenden und legten dort die Beichte ab (althochdeutsch: chara – Trauer, Klage, Buße, woher vermutlich der Name stammt), bevor sie zum heiligen Abendmahl den Chorraum betreten durften. 

Die Wöchnerinnen hielten sich beim ersten Kirchgang mit ihrer Begleitfrau dort auf, um vor dem Betreten der Kirche und dem Ablegen ihres Dankopfers beim Altarrundgang vom Pastor eingesegnet zu werden. 

Im Viöler Karnhaus war bis 1971 die Inschrift Sankt Katharina angebracht. 

Im Karnhaus befindet sich ein schön gestaltetes Fenster mit einer Darstellung der Geburt Jesu. 

Turm, Uhr und Glocken:
Der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete Westturm öffnet sich vom Glockenboden aus nach allen vier Himmelsrichtungen mit spitzbogigen in Backstein ausgeführten Luken. 

Zu zwei Drittel seiner Höhe besteht der Turm aus einfachen Feldsteinen. 1699 wurde das oberste Drittel aus behauenen Granitquadern neu errichtet. 

Die alte, große Glocke wurde 1785 in Rendsburg gegossen, nachdem die Glocke von 1589 zweimal Mitte des 18. Jahrhunderts geborsten war und umgegossen werden musste. Sie tönt in f´. 

Seit 1960 ist der Turm durch eine Turmuhr geschmückt, die von der Viölerin Frerkens Anne gestiftet wurde. 

1973 erhielt die Kirche eine zweite Glocke. Sie klingt in as´. 

Emporen und Orgel:
Die meisten Menschen, die die Kirche betreten, sind von den warmen Farben der Backsteinwände und der Vielfalt der bildlichen Darstellungen an der Empore beeindruckt. Die Empore, die sich dekorativ und harmonisch in den Kirchenraum einfügt, hat erst im Laufe der Zeit die heutige Gestalt erhalten. 

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts bestand vor dem Turmbogen, quer durch das Schiff, eine schmale Westempore. 

1695 wurden die 13 Emporenfelder mit Christus und den zwölf Aposteln bemalt. 

1733 wurde die Nordempore gebaut und bald danach mit 19 Bildern geschmückt. Sie stellen neben Adam und Eva die Geschichte Jesu bis zu Himmelfahrt und Pfingsten dar. 

Besonders beeindruckend ist das eingefügte Lutherbild mit Schwan vor der Viöler Kirche. Im Jahre 1529, also bereits zwölf Jahre nach dem Bekanntwerden der 95 Thesen Martin Luthers, ist die Viöler Gemeinde evangelisch geworden. 

Als die Kirche 1888 ihre Marcussen-Orgel bekam (1994 zu Ostern nach Überarbeitung neu eingeweiht), wurde die Westempore bis zur Westwand des Turmes erweitert und mit der Nordempore verbunden. 

Dort oben befindet sich ein vergitterter Logenstuhl, zuletzt des Conrad und Jan Peters aus Ackebroe. Die Wangen dieses Gestühls aus dem Jahre 1837 zierten bis 1970 alle Kirchenbänke. 

Taufstein und Viöler Madonna: 
Als das älteste Kunstwerk der Viöler Kirche gilt der Taufstein. Er ist im 13. Jahrhundert aus Granit gefertigt worden. 

Sein Fuß ist achteckig (ein Quadrat mit abgestumpften Ecken). Der Schaft ist gerippt und verjüngt sich nach oben. Die zylindrische, ein wenig konische Cuppa ruht darauf. Die Granittaufe hat ihren Platz vor der Nische mit der „Viöler Madonna“. 

Als frühes Holzschnitzkunstwerk hat diese „Viöler Madonna“ im europäischen Raum Berühmtheit erlangt. Ein Meister der Hochgotik aus Nordfrankreich schuf um 1280 diese thronende Mutter Gottes mit Kind. An holzgeschnitzten thronenden Madonnen sind weiterhin aus Nordfriesland nur noch die Maria von Olderup und von Humptrup erhalten. 

Der Maria fehlt der rechte Unterarm mit Hand, die das Lilienzepter trug, dem Kinde die linke Hand mit Reichsapfel als Symbol der Weltherrschaft sowie die rechte Segenshand. 

Seit 1901 wird die Viöler Madonna im Flensburger Museum ausgestellt. 

Bei der in der Viöler Kirche ausgestellten Madonna handelt es sich um eine hervorragend erstellte Nachbildung. 


Altar:
Wahrscheinlich ist der aus Feld- und Backsteinen aufgemauerte einfache Altarblock so alt wie die Kirche selbst. 

Er war ursprünglich freistehend, die obere Platte, die Mensa, war mit Mörtel überdeckt. 

Bei den Umbauarbeiten 1922 wurde der Altarblock geöffnet. Man fand in der Mitte der Altarplatte zwischen Kalkbrocken ein Reliquienkästchen ohne eine Urkunde über die Kirche oder die Reliquien oder dergleichen. 

Der schlichte gotische Flügelschrein am Altar entstand etwa 1460. Er wurde mehrfach umgestaltet. 

In seinem Mittelschrein standen bis zur Reformation die Holzschnitzwerke von der Maria mit dem Kind, Jacobus major und von Christophorus, die heute an der Südwand zu sehen sind. 

Vom neuen reformatorischen Glauben beseelt, entfernte man die drei Schnitzwerke, die „Viöler Madonna“ und die „Anna Selbdritt“. 

Der Schrein wurde mit Brettern zugenagelt und ein Bild der Kreuzigung Christi aufgebracht. Da die Darstellung wohl nicht sehr gelungen war, wurde 1888 der aus Bredstedt gebürtige Kunstmaler Christian Carl Magnussen (1821-1896) mit einer neuen Darstellung beauftragt. 1889 malte er das jetzige Altarbild in Öl auf Tannenholz. Es handelt sich um eine durch zwei Figuren ergänzte Kopie der ,,Anbetung der Hirten“, eines Gemälde des spanischen Malers Juisepe de Ribera (1590-1652), das Magnussen zuvor bereits im Louvre in Paris für einen Hamburger Altar kopiert hatte. 

Die beiden Altarflügel, die früher als Schreintüren dienten, sind durch zwölf holzgeschnitzte schlanke gotische Apostelfiguren in zwei Etagen geschmückt. Auf der Rückseite der Seitenflügel befinden sich Kreideskizzen mit dem Bild des guten Hirten und des heiligen Christophorus, dazu auch eine Schrifttafel. 

Im 17. Jahrhundert erhielt der Altar allerlei Beiwerk aus Renaissanceaufsätzen mit ovalen Schriftfeldern, Rollwerk und Fruchtbündeln. 

Das Mittelstück bekam eine Krönung in Gestalt eines Auferstehungsbildes. Allzu verschnörkelte Verzierungen sind 1970 wieder beseitigt worden.  1888 gestaltete Carl Ludwig Jessen (1833-1917) die Predella neu mit einem Abendmahlsbild, wobei ihm Gesichter zeitgenössischer Nordfriesen als Vorbild für die zwölf Jünger dienten.

Kanzel:
 Die formschöne spätgotische Kanzel stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehört zu den ältesten im Lande. Bis 1837 stand sie an der Südwand zwischen den großen Fenstern. Danach wurde sie an ihren jetzigen Standort in der Südostecke des Kirchenschiffs gebracht. 

Charakteristisch für ihre gotische Formgebung ist die überaus schlichte, quergeteilte Brüstung und der freihängende sechsrippige Fuß als Konsolenabschluß. 

1695 hat man die damals nur vierteilige Brüstung bemalt und an den Unterhängen mit Bibelversen versehen. 

In der oberen Bildreihe sind die vier großen Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel dargestellt. 

Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit ihren Symbolen ,,Engel“, ,,Löwe”, ,,Stier” und ,,Adler“ nehmen die untere Bildreihe ein. 

Um 1900 besaß die Kanzel noch einen geschnitzten Schalldeckel, der dann entfernt wurde. 

Die handgeschmiedete Halterung der Sanduhr trägt die Jahreszahl 1671. Das Hufeisen weist auf die Schmiede hin, in der die Halterung erstellt wurde. 

Diese Uhr diente einerseits dazu, zu überwachen, dass der Prediger seine Sache, für die er bezahlt wurde, auch erfüllte, andererseits um zu verhindern, dass die Bevölkerung durch zu lange Predigten zu lange von ihrer Arbeit abgehalten würden. Die Uhr wurde im Ganzen gedreht, die Durchlaufzeit der Gläser war verschieden lang, so dass der Prediger dies als Orientierung für die Struktur seiner Predigt verwenden konnte. 

„Dies und das“:
Das Triumphkreuz findet heute seinen Platz im Chorbogen. Das 205cm hohe eichene Kreuz stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der Corpus Christi (mit geschlossenen Augen) wurde um 1460 geschnitzt. Bis 1450 stellte man den Gekreuzigten mit geöffneten Augen, also kurz vor seinem Hinscheiden dar. 

Die vier Endscheiben, die die Symbole der vier Evangelisten zeigten, sind erst 1923 angebracht worden. 

Bei der Renovierung 1970 wurden manche Wandmalereien freigelegt und restauriert, während andere übertüncht wurden und auf ihre Freilegung durch Restauratoren warten, wie das „Sankt Katharina“ über der Karnhaustür. 

Der Pastorenstuhl in der Nordwestecke des Chorraumes diente in katholischer Zeit als Beichtstuhl. Das hölzerne Dreieck umrahmte das Auge Gottes. 

Zwei Gemälde langgedienter Pastoren hängen an der Nordwand des Schiffes. 

Im 17. Jahrhundert waren der Pastor Paulus Fabricius 55 Jahre und der Diakon Florus Florentius 58 Jahre in Viöl im Amt. 

Seit 1389 liegen die Namen der Viöler Pastoren und der Diakone lückenlos vor und sind auf der Pastorentafel auf der Nordempore für die Zeit ab der Reformation verzeichnet. 

1908 wurden zwei große Messingkronleuchter von der hiesigen Sparkasse gestiftet und strahlten anfangs mit Kerzenlicht. 

1925 kam elektrischer Strom ins Kirchenhaus. 1944 mussten die Leuchter für Rüstungszwecke abgeliefert werden. 1990 konnten neue Kronleuchter eingeweiht werden, die mit Hilfe der Partnergemeinde in Polen erstellt worden waren.